Gesundheitsamt Kulmbach: HPV-Impfquote zu niedrig

Das Staatliche Gesundheitsamt Kulmbach weist erneut auf die Bedeutung der HPV-Schutzimpfung hin. Trotz der erwiesenen Wirksamkeit gegen verschiedene Krebsarten ist die Impfquote in Deutschland – und auch im Landkreis Kulmbach – weiterhin unzureichend.
Dabei ist eine rechtzeitige Impfung gegen Humane Papillomviren (HPV) der beste Schutz vor einer Infektion und deren möglichen Folgen.
HPV zählen zu den häufigsten sexuell übertragbaren Viren. Schätzungen zufolge infizieren sich die meisten Menschen im Laufe ihres Lebens mindestens einmal mit HPV – häufig ohne es zu bemerken. Während viele Infektionen folgenlos abklingen, können bestimmte Hochrisiko-Typen Krebsvorstufen und später bösartige Tumoren verursachen. Besonders besorgniserregend: In Deutschland erkranken jährlich rund 6.200 Frauen und 1.600 Männer an Krebs infolge einer HPV-Infektion.
Am häufigsten betroffen ist der Gebärmutterhals: Etwa 4.600 Frauen erhalten jedes Jahr diese schwerwiegende Diagnose. Doch auch Männer sind gefährdet, etwa durch Krebs im Anal-, Penis- oder Mund-Rachen-Bereich. Hinzu kommen weitere durch HPV verursachte Erkrankungen wie Genitalwarzen, die zwar nicht lebensbedrohlich, aber äußerst unangenehm und schwer zu behandeln sind.
„Die HPV-Impfung ist sicher, gut verträglich und hochwirksam“, betont Dr. Nataša Luz, Leiterin des Gesundheitsamtes. Studien aus Schweden und Großbritannien zeigen, dass geimpfte Mädchen ein um bis zu 90 Prozent geringeres Risiko haben, an Gebärmutterhalskrebs zu erkranken. Bei hoher Impfquote in Kombination mit Vorsorgeuntersuchungen sei sogar ein nahezu vollständiger Rückgang dieser Krebsform möglich, so die WHO.
Regionale Zahlen: Impfquote im Landkreis Kulmbach weiter zu niedrig
Auch in den 6. Klassen des Landkreises Kulmbach werden im Auftrag des Bayerischen Gesundheitsministeriums jährlich die Impfbücher anonymisiert ausgewertet. Die Ergebnisse der vergangenen drei Jahre zeigen dabei zwar eine leicht positive Entwicklung, aber weiterhin eine insgesamt unzureichende Impfquote:
- 2023: 76 % der Impfbücher wurden abgegeben. 17 % der Schüler/-innen waren vollständig gegen HPV geimpft, 9 % teilweise (1 Impfung), 69 % gar nicht.
- 2024: 63 % der Impfbücher wurden abgegeben. 18 % waren vollständig geimpft, 6 % teilweise, 62 % gar nicht.
- 2025: 75 % der Impfbücher wurden abgegeben. 24 % waren vollständig geimpft, 9 % teilweise, 66 % gar nicht.
Diese Daten basieren auf den abgegebenen und durch das Staatliche Gesundheitsamt überprüften Impfbüchern – rund drei Viertel der Schüler/innen der 6. Klassen. Zwar ist die Zahl vollständig geimpfter Kinder leicht gestiegen, doch mit aktuell nur rund ein Viertel vollständig Geimpften besteht weiterhin erheblicher Handlungsbedarf. Zwei Drittel der Schüler/innen sind laut Erhebung aktuell nicht gegen HPV geschützt.
Früh impfen schützt – auch die anderen
Die Ständige Impfkommission (STIKO) empfiehlt die Impfung für alle Mädchen und Jungen im Alter von 9 bis 14 Jahren. Versäumte Impfungen sollten möglichst bis zum 18. Geburtstag nachgeholt werden – die Kosten übernimmt bis dahin die Krankenkasse. Einige Krankenkassen zahlen auch noch darüber hinaus. Eine individuelle Beratung durch die Haus- oder Kinderärztin bzw. den Haus- oder Kinderarzt wird empfohlen.
Besonders wichtig: Die Impfung sollte idealerweise vor dem ersten sexuellen Kontakt erfolgen, da HPV bereits beim ersten Mal übertragen werden kann. Kondome bieten nur eingeschränkten Schutz vor einer Infektion und können die Impfung keinesfalls ersetzen.
„Jede nicht geimpfte Person bleibt potenziell gefährdet – und kann das Virus weitergeben“, zeigt sich Dr. Luz vom Gesundheitsamt besorgt. „Wer sein Kind rechtzeitig impfen lässt, schützt nicht nur dessen Gesundheit, sondern trägt aktiv zum Schutz der gesamten Gesellschaft bei.“
Eltern und Erziehungsberechtigte sollten die Gelegenheit daher nutzen und sich beziehungsweise ihre Kinder bei der nächsten Vorsorgeuntersuchung – z. B. U11, J1 oder J2 – über die HPV-Impfung informieren und beraten lassen.
Weitere Informationen erhalten Sie beim Gesundheitsamt Kulmbach oder bei Ihrer Ärztin bzw. Ihrem Arzt.
Allgemeine Informationen zum Thema HPV und HPV-Impfung finden Sie auf den Seiten des Bayerischen Staatsministeriums für Gesundheit, Pflege und Prävention